Unser Interesse am Projekt für das New North Zealand Hospital (NNZ-Krankenhaus) begann, als das Team des Auftraggebers, REHAB Basel, unser erstes Krankenhausprojekt, besuchte: Das REHAB Basel, eine hochspezialisierte Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie, wurde 1998 in einem Wettbewerbsverfahren gewonnen, 2002 fertiggestellt und 2020 erweitert sowie minimal renoviert. Die Begeisterung des NNZ-Teams für den innovativen Ansatz von Herzog & de Meuron bei einem Projekt im Gesundheitswesen war während der Tour durch das REAHB Basel deutlich spürbar, was uns dazu motivierte, am Wettbewerb teilzunehmen. Die Wettbewerbsausschreibung für das NNZ-Krankenhaus formulierte das Ziel, es sollte etwas Besonderes geschaffen werden – eine Abkehr von den bisherigen Konventionen im Gesundheitsbereich. Dieser Ansatz entspricht der Philosophie von Herzog & de Meuron. Das Architekturbüro folgt seit Jahren der Maxime alle Projekte grundsätzlich neu zu denken. Darüber hinaus ist Dänemark mit seiner fortschrittlichen Haltung im Gesundheitswesen ein attraktiver Arbeitsort – und dies im Kontext starker dänischer Designtrends.
Der Wettbewerb bestand aus mehreren Phasen, die es uns jeweils ermöglichten, unseren ersten Entwurf anhand kritischer Rückmeldungen zu verfeinern. In diesem Prozess lernten wir den Auftraggeber, seine Ansprüche und seine Arbeitsweise kennen. Dieser interaktive Prozess war entscheidend für die Weiterentwicklung des Entwurfs. Der Designprozess selbst verlief weitgehend linear, da es auf dem weitläufigen Gelände nur wenige Einschränkungen gab, handelte es sich doch um ein großes Feld, umgeben von Wald und Feuchtgebieten. Dadurch konnte unser Design quasi eine ideale Form einnehmen – eine Form, die sowohl funk-ional als auch ästhetisch ansprechend ist und den höchsten Patientenkomfort bietet. Diese gestalterische Freiheit unterscheidet sich von den engen städtischen Verhältnissen, mit denen wir uns bei einigen unserer anderen Krankenhausprojekte konfrontiert sehen, wie dem Universitäts-Kinderspital in Zürich oder dem UCSF Health Helen Diller Hospital in San Francisco.


© Jonathan Grevsen | New North Zealand Hospital

Die größte Herausforderung bei diesem Projekt bestand in der Größe und dem Anspruch, ein solches Gebäudevolumen nicht überwältigend wirken zu lassen. Es war wichtig, dass der Bau sich harmonisch in die Landschaft einfügt und gleichzeitig den Maßstab der nahegelegenen Kleinstadt Hillerød, einem Vorort von Kopenhagen, berücksichtigt. Wir haben stets betont, dass das Gebäude trotz seiner Größe durch seine Form „menschlich“ wirken muss, um für alle Nutzergruppen zugänglich zu sein. Die Grundidee eines Krankenhauses mit einem zentralen Garten und Ausblicken in die Natur, sowie kurzen Verbindungen zu den vier vertikalen Hauptzirkulationszonen führten zur Entwicklung einer vierblättrigen Kleeblattform. Der geschwungene Grundriss sorgt dafür, dass man von keinem Standpunkt aus die komplette Breite und die vollständige Tiefe des Gebäudes wahr nimmt. Des Weiteren sorgt die verhältnismäßig niedrige Geschosshöhe, die Materialwahl und die Ausführung der Details für eine einladende Atmosphäre. Dank der sinnvoll verbundenen Bereiche, der einheitlichen Räume und der wiederkehrenden Anordnung der Innenhöfe ist der Bau flexibel nutzbar.
Als die Fundamente gelegt wurden, erstreckte sich die Grundfläche des Neubaus über 350 Meter, was riesig erschien. Mit dem Fortschreiten der Bauarbeiten nahm das Gebäude jedoch Gestalt an und schien zu schrumpfen. Auf diese – scheinbar paradoxe Weise – bekam der gigantische Bau wieder einen menschlicheren Maßstab.
Das Krankenhaus ist konzipiert wie eine eigenständige Stadt – täglich werden hier Tausende von Menschen durch die Gänge gehen. Es gibt öffentliche Plätze, Durchgangsstraßen, funktionale Seitenstraßen und gleichzeitig hat man immer einen engen Bezug nach draußen – ähnlich wie bei unserem Projekt für das neue Universitäts-Kinderspital in Zürich, nur eben größer.
Der Wettbewerb für das NNZ-Krankenhaus war ein entscheidender Moment für unser Büro. Es war eine große Herausforderung, die alles übertroffen hat, was wir bisher im Krankenhausbereich entwickelt hatten. Trotz der Risiken waren wir begeistert von dieser einmaligen Gelegenheit. Es ist selten, Auftraggeber in diesem Bereich zu finden, die bereit sind, von herkömmlichen Konventionen abzuweichen. Und es war von Anfang an klar, dass die Auftraggeber Architekten suchten, die in der Lage waren, eine neue Perspektive, kritisches Denken, sowohl als ein klares Verständnis von Konstruktion, Details, Licht, Raum und Organisation einbringen können.

Im Juni 2024, Jason Frantzen


Herzog & de Meuron, Basel
Herzog & de Meuron ist ein internationales Architekturbüro mit Sitz in Basel. Das Büro wurde 1978 gegründet und wird von den beiden Gründern Jacques Herzog und Pierre de Meuron, zusammen mit den Partnern und dem CEO geleitet. Heute engagiert sich ein internationales Team von über 500 Mitarbeitenden an einer Vielzahl von Projekten in Europa, Amerika und Asien. Der Hauptsitz in Basel arbeitet eng mit den Studios in Berlin und München, Paris, London, Hongkong, New York und San Francisco zusammen.

Jason Frantzen © Gina Folly

Jason Frantzen
Jason Frantzen kam 2005 zu Herzog & de Meuron. Von 2006 bis 2010 arbeitete er in Miami und New York, wo er das Projekt 1111 Lincoln Road betreute und an der Gestaltung des Pérez Art Museums mitwirkte. 2011 wurde er zum Associate ernannt, 2014 zum Partner und 2019 schließlich zum Senior Partner.

In seiner Rolle ist er für zahlreiche Projekte verantwortlich, darunter auch für das New North Zealand Hospital in Hillerød, Dänemark. Jason Frantzen studierte von 1997 bis 2001 Architektur an der Cornell University in Ithaca, New York, und besuchte von 2003 bis 2005 die Harvard University Graduate School of Design in Cambridge, Massachusetts. Nach seinem Studium erhielt er die Auszeichnung des SOM Fellowships für Urban Design.