1979 berichtete die Tageszeitung über einen Entwurf zu einem Museum auf dem Kleinen Schloßplatz in Stuttgart. Wir, vier junge Architekten, die sich gerade selbständig gemacht hatten, fanden, dass die Stadt an Stelle eines Direktauftrags dafür hätte einen Wettbewerb ausschreiben müssen. So kamen wir auf die Idee, selbst eine Art Wettbewerb auszuschreiben, zu dem die Bürgerschaft Ideen in ein Malbuch eintragen konnte.

Das hatte Erfolg: Das Büro, das nun den Entwurf nicht weiterverfolgen konnte, ärgerte sich maßlos.

 Der damalige Baubürgermeister lies daraufhin einen Wettbewerb ausschreiben und bat uns, dafür die Vorprüfung zu übernehmen. Ein kluger Schachzug, mit der er die renitenten Jungen stillhalten konnte.

Für uns ein Glück, half es uns doch, unsere bescheidenen Einkünfte etwas aufzubessern. 
Damals waren die Vorprüfberichte erfreulich knapp – nicht wie die heutigen Wälzer, mit grün-gelb-roten Ampeln, Tabellen, Plus- und Minuszeichen und Werten, die ohnehin mehr als wachsweich sind.


Natürlich, unsere Rolle, am Preisgericht teilnehmen zu dürfen, war der eigentliche Höhepunkt der gesamten Aktion. Es gab eine Arbeit, von der einige Preisrichter hinter vorgehaltener Hand sich tuschelnd austauschten: „Herzberger?“
 Der Vorsitzende, der die Zeremonie der Öffnung der Verfassererklärungen vollbrachte, verlas präsidial in der Reihenfolge des ersten Rundgangs bis zu den Preisen die Namen der jeweiligen Büros. Beim zweiten Preis angekommen, das Tuscheln nahm zu, verlas er: „Herzberger.“  „Ich wusste es“, brach es aus den Preisrichtern, die sich begeistert auf die Schenkelklopften. Der Vorsitzende mahnte zu Ruhe und fuhr genüsslich fort: „Herzberger, Komma, Erwin, Komma, Göppingen“. 


Es war mir eine Lehre für alle Preisgerichte, in denen ich bis heute teilnehmen durfte.  
 
Arno Lederer | LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart

Arno Lederer © LRO Architekten