Uniklinikum Leipzig | Frauen- und Kindermedizin + Konservative Medizin

Auf den Tag genau vor 20 Jahren blätterten wir begeistert und ziemlich stolz in der Novemberausgabe der wettbewerbe aktuell und suchten nach unserem Büronamen und den uns so verinnerlichten Plänen: Wenige Wochen zuvor hatten wir den 1. Preis im Wettbewerb um die Neubauten für die Zentren für Frauen- und Kindermedizin und für Konservative Medizin am Universitätsklinikum Leipzigs gewonnen! Was war das für ein Sommerabend! Dem „berühmten Telefonanruf“ folgte die spontane Party mit den Kolleginnen und Kollegen. Noch heute spüren wir die Euphorie, wenn wir an diesen Moment denken und von diesem erzählen!
Auch zuvor gab schon den einen oder anderen Erfolg, der in der wettbewerbe aktuell abgebildet wurde. Unter anderem hatte es unser Entwurf für das bundesweit mit großem Interesse verfolgte Projekt „Stuttgart 21“ (wa-id: 2002236) in die 1. Preisgruppe geschafft! Dass schließlich die innovative Arbeit der Kolleginnen und Kollegen um Christoph Ingenhoven ausgewählt wurde, ist die bekannte Fortsetzung. Kurz darauf erschien die Publikation eines 1. Preises in unserem eigentlichen Metier: Für den Neubau des Kreiskrankenhauses Gotha hatten wir einen völlig neuen Prototyp im Gesundheitsbau entwickelt — und zu der Zeit des Wettbewerbs für das Uniklinikum Leipzig auch bereits realisiert.
Mit dem 1. Preis für das Uniklinikum Leipzig war dann aber nicht nur einfach ein Wettbewerb gewonnen. Unser Büro vollzog damit einen wahren Quantensprung, sowohl im Hinblick auf unsere Größe als auch im Hinblick auf unser Aufgabenspektrum. Mit diesem für uns bis dato größten und komplexesten Projekt etablierten wir uns im universitären Gesundheitsbau.

Lageplan | Uniklinikum Leipzig | Frauen- und Kindermedizin + Konservative Medizin


All dies war uns natürlich nicht bewusst, als wir uns Anfang des Jahres 2003 an den Wettbewerb setzten. Inhaltlich ging es in erster Linie darum, das Universitätsklinikum Leipzig an einem gemeinsamen Standort auf der Liebigstraße zu konzentrieren, um einen effizienten Klinikbetrieb mit optimaler Vernetzung und kurzen Wegen zu ermöglichen.
Die Aufgabe entpuppte sich sehr schnell auch als ein städtebaulicher Auftrag. Wir erkannten unsere Chance – und so oft bekommt man diese nicht in einem Architektenleben – einem gesamten Straßenzug in der Leipziger Innenstadt ein neues, identitätsprägendes Gesicht zu geben. Also setzten wir alles daran, das Krankenhaus als einen selbstverständlichen und bereichernden Stadtbaustein in das Stadtbild zu integrieren und eine positive Außenwirkung für den gesamten Campus zu entwickeln und machten die Liebigstraße zum verkehrsberuhigten, fußgängerfreundlichen „Gesundheitsboulevard“. Unsere Idee fruchtete: Heute liegen auch die viel später entstandenen Klinikgebäude als vier- bis fünfgeschossige Häuser wie Perlen an einer Kette. Sie sind deutlich als jeweils eigenständige Zentren erkennbar, bilden jedoch durch ihre homogenen, ruhigen Stadtfassaden ein einheitliches Ensemble. Das eigentlich zum Abriss freigegebene Gebäude der „Alten Chirurgie“ blieb in unserem Entwurf mit einer wesentlichen Aufwertung erhalten: Denkmalschutzgerecht restauriert, wurde es zum Eingang des Zentrums für Frauen- und Kindermedizin und bereichert mit seiner historischen Fassade den Medizincampus.
Im August 2007 wurde mit dem Zentrum für Frauen- und Kindermedizin (ZFK) der erste Bauabschnitt des städtebaulichen Ensembles seiner Nutzung übergeben. Das Zentrum für Konservative Medizin (ZKM) und der „Gesundheitsboulevard“ folgten 2009. Im selben Jahr wurde das abgeschlossene Projekt dann als „wettbewerbe weiterverfolgt“ veröffentlicht.
Es gibt wohl kaum eine andere Profession, die sich ihre Aufgaben immer wieder aufs Neue mit einem solch hohen Einsatz an – zusätzlich zum Alltagsgeschäft aufzubringender! – Kreativität, Zeit, Kraft und Leidenschaft erarbeitet wie wir Architektinnen und Architekten. Und doch möchten wir sie niemals missen, diese Königsdisziplin, uns im kreativen Wettbewerb zu messen und immer nach der besten Lösung zu suchen!

Martin Richter, Sommer 2023


Martin Richter | wörner traxler richter | © Frank Blümler

Martin Richter von wörner traxler richter

Martin Richter, geboren 1964 in Kiel, studierte Architektur an der TU Karlsruhe und startete 1995 bei Wörner+Partner als Entwurfsarchitekt und Projektleiter. Seit 1998 ist er Partner am Standort Dresden und seit 2001 geschäftsführender Gesellschafter der wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh. Mit seiner besonderen Expertise im Gesundheitsbau ist er auch als Referent und Preisrichter tätig.

wörner traxler richter wurde im Jahr 1971 gegründet. Aus Pionieren der Krankenhausplanung erwachsen seitdem generationenübergreifend Architektinnen und Architekten, die sich ambitioniert und partnerschaftlich den Planungsaufgaben unserer Zeit widmen – neben Gesundheits- und Forschungsgebäuden auch Kultur-, Bildungs-, Hotel- und Wohnbauten. Heute arbeitet das Büro unter der Geschäftsführung von Petra Wörner, Martin Richter, Petra Cleven, Christian Strauss, Björn Bischoff, Sebastian Pfau, Sven Nebgen, Ralf Löw, Christian Xyländer und Claudia Drahotta zusammen mit über 160 Mitarbeiter*innen in Frankfurt, Dresden, München und Basel.