Das Beste an meinem Beruf ist ...
... das Unterwegssein! Jede Woche ein andererOrt. Immer unter neuen Menschen. Wer hat dasschon? Unser wichtigstes Wissen besteht vielleicht darin, dass wir so viele Orte kennen und die Möglichkeit haben, Orte miteinander in Beziehung zu setzen.

Der wichtigste Rat für meine berufliche Karriere war ...
... Paiks Hinweis: „When too perfect, lieber Gott böse.“ Zu viel Perfektionismus tut mir nicht gut, zu viel „Wollen“ zerstört die Lässigkeit und dann die Schönheit. Ach und aus dem Studium natürlich: „Planen heißt ordnen“, liebe Grüße an Rainer Schmidt.

Erst kürzlich entdeckt habe ich ...
... die Architektur von Zhu Pei im Aedes. Die Verbindung seines Bauens mit dem Wesen des Lokalen, der Umgang mit kultureller Überlieferung, seine Poesie erfüllen mich mit Bewunderung und geben dem Bauen einen Sinn, der viel mehr ist als der reine Zweck.

Als Glück empfinde ich ...
... das Wunder einer Idee. Die eine Geste, die alles im Handumdrehen löst. Scheinbar mühelos. Man ahnt lange: Es gibt sie, lange ist sie im Nebel und plötzlich sie da, das ist pures Glück.

Gar nicht leiden kann ich ...
... Langeweile in Verbindung mit Arroganz: „Haben wir immer schon so gemacht, haben wir noch nie so gemacht“.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ...
... ich heute Abend nach Hause gehe und alles gemacht ist.

Wenn es mal nicht so rund läuft ...
... empfehle ich erstmal eine Runde zu laufen.

Zuletzt staunte ich über ...
... den Megahype zu unserem großen Romantiker Caspar David Friedrich. Was ich gelernt habe: Keine seiner Landschaften existiert tatsächlich so wie auf seinen Gemälden, alles ist montiert aus seinen gesammelten Landschaftsmotiven und Naturstudien. Hallo? Ein Landschaftsdesigner und Kollege also.

Was ich witzig finde, ...
...die ernst gemeinte Ermahnung, dass ein Garten in erster Linie „funktionieren“ soll. Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was ein Garten tun soll. Tatsächlich sind wir meiner Meinung nach eher funktional übersteuert und emotional unterversorgt.

Was ich gar nicht gut kann, ist ...
... oje, fast alles, ich bin eher Universalist.

Ich gebe mich gerne der Illusion hin, dass ...
... Schönheit die Welt retten wird.

Wenn ich zum Fenster an meinem Arbeitsplatz hinausschauen, sehe ich ...
... unseren Garten mit drei Robinien, dahinter Oleander und Hortensien, ein dekadentes Eichhörnchen und einen frischen Hundehaufen.

Last but not least:
Sie haben 2019 den Wettbewerb Landesgartenschau Kirchheim 2024 gewonnen (wa-2026123 S. 50 bis 52), die im Mai 2024 eröffnet wurde. Entstanden sind fünf kontrastierende Sphären – Garten, Wildnis, Wasser, Wald und Wiese. Wie gelingt die Zusammenführung dieser einzelnen Parkteile zum neuen Ortspark Kirchheim?
Die große Geste, die den Park zusammenhält, ist eine verdrehte Wegeschleife, die die Ortsteile Kirchheim und Heimstetten verbindet. Wir nennen sie der Form wegen „den Achter“, auf gut Bayrisch. Dieses Zusammenführen ist die Hauptaufgabe des ganzen Parks, schließlich wollen die lange Zeit miteinander fremdelnden Teilgemeinden endlich „Zusammen Wachsen“, so lautet der programmatische Titel des Projekts. Die städtebauliche Idee in Kirchheim ist die Konzentration der wichtigsten öffentlichen Einrichtungen der Gemeinde um den neuen Park: Das Rathaus, zwei Schulen, ein Jugendzentrum, das Seniorenzentrum, das Haus für Kinder. Der Achter verknüpft diese Orte und wir folgen der Idee der sichtbaren Gemeinschaftlichkeit. Entlang des Achters finden sich die wichtigen Ereignisorte und Angebote des Parks: Der Parkpavillon mit dem Generationenplatz, der Spielplatz Keltenwelten, die Fitness-Stationen, der Biergarten. Zwei große Raumbilder bilden die Hauptachse des Parks: Die Parkwiese in Richtung Heimstetten, der Parksee in Richtung Kirchheim, zwei identitätsstiftende Räume, in denen die Gemeinde ihrer selbst ansichtig wird. Diesen wichtigen Gesten des Gemeinsamen steht eine große Vielfalt von Orten und unterschiedlichen Atmosphären gegenüber. Der Park ist kleinteilig und enorm abwechslungsreich, er bietet auch viel Raum für Rückzug und individuelle Aneignung. Jeder findet seinen Lieblingsplatz für sich selbst.

LGS Kirchheim 2024 © SINAI, Berlin
LGS Kirchheim 2024 © Nikolai Brenner, Bad Hersfeld

AW Faust © SINAI

AW Faust

(*1964 in Schongau)
Dipl. Ing. Landespflege
Partner / Geschäftsführer / Gründer
SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

2012 Umfirmierung in SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

2006 Gründung sinai Faust. Schroll. Schwarz.
Freiraumplanung + Projektsteuerung GmbH

2001 Gründung sinai.exteriors

seit 1998 Mitglied Architektenkammer Berlin

1989 – 2004 Projekt- und Entwurfsleitung Landschaft Planen & Bauen, Berlin

1989 – 1994 Studium TFH Berlin (Landespflege)

1988 – 1989 Studium LMU München (Philosophie)

1983 – 1985 Ausbildung Baumschule Wörlein, Dießen a. Ammersee