Das Beste an meinem Beruf ist, ....
... seine ungeheure Vielseitigkeit. (HB)
... ein Generalist unter Spezialisten zu sein. (MD)

Der wichtigste Rat für meine berufliche Karriere war, ....
... der eines Professors an der ETH Zürich: „Nutze die ganze Länge der Skizzenrolle!“ (MD)
... mich in Bescheidenheit zu üben – ansonsten habe ich nahezu jeden gut gemeinten Rat in den Wind geschlagen. (HB)

Als Glück empfinde ich ...
... jede Form tiefer Erfahrung, ob räumlich, visuell oder musikalisch. (HB)
... wenn am Ende einer Skizzenrolle die Lösung gefunden ist. (MD)

Erst kürzlich entdeckt habe ich ...
... das Metaversum durch den Blick einer VR-Brille. (MD)
... die überaus lesenswerten Architekturkritiken aus ZEIT und SPIEGEL von Hermann Funke. (HB)

Gar nicht leiden kann ich, ...
... es, wenn ein gutes Projekt durch Bürokraten verhindert wird. (HB)
... unmotivierte am Projekt Beteiligte. (MD)

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ...
... der Wohnungsbau in Deutschland auch von Architekten und Soziologen entwickelt wird und nicht nur von Immobilienfachwirten und Investmentanalysten. (MD)
... wir unsere Umwelt durch qualitätvolle Architektur positiv beeinflussen können. (HB)

Wenn es mal nicht so rund läuft, ...
... lese ich ein wenig in den Briefen von Egon Eiermann – hernach sortiert man die eigenen beruflichen Rückschläge anders. (HB)
... sagt die Erfahrung: „Locker bleiben!“ (MD)

Zuletzt staunte ich über ...
... die Boston City Hall. (MD)
... die Vielzahl qualitätvoller Bauten der zweiten Moderne in Vietnam. (HB)

Was ich witzig finde, ist ...
... dass die Moden kommen und gehen – und wieder kommen! (HB)
... war einst Franz Beckenbauer aufgefallen: „Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.“ (MD)

Was ich gar nicht gut kann, ist ...
... nein zu sagen. (MD)
... meinen Schreibtisch aufräumen. (HB)

Ich gebe mich gerne der Illusion hin ...
... auf der richtigen Seite zu stehen. (HB)
..., dass unser nächster Wettbewerbsbeitrag auch wieder den 1.Preis gewinnt. (MD)

Wenn ich zum Fenster an meinem Arbeitsplatz hinausschaue, sehe ich ...
... kaum Schwierigkeiten mit unserem starken Team im Rücken. (HB)
... eine Reihe Jugendstil-Stadthäuser von Hermann Billing – und sehr viel Grün, obschon sich unser Büro inmitten der dichtbebauten Stadt befindet. (MD)

Last but not least:
Sie haben beim Wettbewerb „Muslimische Akademie Heidelberg“ den 1. Preis erzielt (wa-2035394). Wie kann eine Architektursprache aussehen, die eine muslimische Identität in Deutschland repräsentiert ohne Stereotype zu reproduzieren?
Wir sind viel in islamischen Ländern unterwegs, haben dort aber im zeitgenössischen Bauen nie eine eindeutig muslimische architektonische Haltung vorgefunden. Das ist auch verständlich: Es gibt unter Muslimen so viele regionale und gesellschaftliche Strömungen und Unterschiede wie unter Christen oder Juden, und wir alle leben zudem in einer bis ins Kleinste hinein globalisierten Welt. Ebenso schwierig scheint es uns, außerhalb von Sakralbauten eine spezifisch christliche Architektursprache ausmachen zu wollen. Stereotype zu reproduzieren, kann der Sache einer Bildungsorganisation nicht förderlich sein. Das heißt aber nicht, sich den vorhandenen Stereotypen nicht zu stellen. Natürlich ist es unsere Aufgabe als Architekten, eine Muslimische Akademie nicht nur nach innen, sondern auch in den Stadtraum hinein durch eine spezifische Behandlung der Fassade zu repräsentieren. So galt es zu klären, welche Bedeutung im städtischen Kontext man der Akademie überhaupt zuweisen möchte – hat sie sich einzufügen oder spielt sie eine Sonderrolle? Allein aufgrund ihrer Lage an der Spitze der Bahnstadt, als Kopf einer kilometerlangen gleichförmigen Bebauung, versteht es sich für uns, dass das Gebäude einer besonderen Behandlung der Fassade bedarf. Schließlich haben wir uns im Zuge der Wettbewerbs-Bearbeitung gefragt, was denn das Merkmal historischer Großbauten in islamisch geprägten Ländern ist – und da landet man schnell bei Gottfried Sempers Bekleidungstheorie. Und so stellen wir uns mit der vorgeschlagenen Keramikfassade in eine Tradition, die versucht, das vermittelnde, gemeinsame der großen Weltkulturen herauszuarbeiten, und nicht die Unterschiede. Erst die Wahl der keramischen Einzelformen und ihrer Transformation wird auf den Inhalt des Gebäudes verweisen – in welchem Grad und in welcher Deutlichkeit, wird der eben erst begonnene Dialog mit der Bauherrschaft zeigen. Gerade weil uns bewusst ist, dass wir hier auf schwierigem Terrain agieren, bedürfen wir der Diskussion mit den Akteuren und Nutzern. Das Ergebnis wird im besten Fall ein Spiegel der Diskussion über muslimische Identität in Deutschland sein.

Henning Baurmann und Martin Dürr | baurmann.dürr architekten

Henning M. Baurmann (*1965)

1985 Studium der Architektur an der Universität Karlsruhe (KIT)
1993 Gründung des eigenen Architekturbüros
1998 Berufung in den Deutschen Werkbund
2001 Berufung in den BDA
2007 Partnerschaft mit Martin Dürr, baurmann.dürr architekten
2008 Professur für Baukonstruktion und Entwurf, Hochschule Darmstadt

Martin Dürr (*1968)

1989 Studium der Architektur an der Universität Stuttgart, ab 1993 an der ETH Zürich
1995 Mitarbeit im Architekturbüro G.A.S. Prof. Sahner, Stuttgart
1997 Mitarbeit im Architekturbüro Gerhard Dürr
2002 Leitung Dürr Architekten
2007 Partnerschaft mit Henning Baurmann, baurmann.dürr architekten
2014 Berufung in den BDA