Das Beste an meinem Beruf ist, …
… die Möglichkeit zu haben, seinen Ideen Gestalt zu geben. Der partizipative Projektprozess, den wir in den meisten Projekten verfolgen, ist anstrengend, schafft aber Ergebnisse, die bisher von allen Beteiligten mit Stolz und Leidenschaft getragen worden sind.

Der wichtigste Rat für meine berufliche Karriere war der, …
… nicht den Weg einer gesicherten beruflichen Zukunft einzuschlagen, sondern als Architekt die Selbstständigkeit zu wagen – mit allen Hürden aber auch Freiheiten und Chancen, die dieser Schritt mit sich bringt. Diese Entscheidung prägt nicht nur den beruflichen, sondern meinen gesamten Lebensweg. Allerdings ist mir auch bewusst, dass diese Entscheidung in einer Zeit fiel, die jungen Architekten viele Möglichkeiten bot – mehr als in den Jahren danach.

Erst kürzlich entdeckt habe ich …
… das Sprengelmuseum in Hannover, erbaut in den 1970er-Jahren von Ursula und Peter Trint in Zusammenarbeit mit Dieter Quast. Was für ein wunderbarer Bau mit seinen vielfältigen Raumeindrücken. Im Kontrast dazu steht die aktuelle Erweiterung mit ihrer so gelobten klaren Handschrift. Der Dialog der unterschiedlichen Architekturen bleibt mir verborgen.

Als Glück empfinde ich, …
… dass die letzten Monate unsere Arbeit im Büro nicht eingeschränkt haben und dass das gesamte Team es schafft, diese Zeit zu meistern. Im Gegenteil, die notwendigen Maßnahmen haben das selbstständige Handeln gefördert und stärken das Büro langfristig.

Gar nicht leiden kann ich …
… die Ignoranz gegenüber elementar wichtigen Qualitäten in der Architektur aufgrund wirtschaftlicher und terminlicher Setzungen von Seiten der Auftraggeber. Zum Glück passiert uns das sehr selten und wir sehen uns meistens in einem respektvollen Miteinander. Hier spielt der Wettbewerb eine entscheidende Rolle. Bei allen von uns gewonnenen und realisierten Wettbewerbsgewinnen wird unsere definierte Qualität der Architektur auch umgesetzt. Bei Beauftragungen über reine VgV-Verfahren oder Direktvergaben ist dies eine Herausforderung.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, …
… dass wir im Büro wieder Exkursionen machen, Feste feiern und das Miteinander nicht mehr über zoom gestalten.

Was ich gar nicht gut kann, ist …
… Vertragsverhandlungen zu führen, bei denen unsere über die Jahre erarbeitete Expertise im Schulbau nicht anerkannt wird.

Ich gebe mich gerne der Illusion hin, dass …
… ich in meiner selbstständigen Arbeit jeden Tag aufs Neue entscheiden kann, wie ich weitermachen will. Ein Büro unserer Größe zu führen, heißt aber auch, Verantwortung für alle zu tragen und kurzfristigen Launen keinen Raum zu geben.

Wenn ich zum Fenster an meinem Arbeitsplatz hinausschaue, sehe ich …
… architektonisch belanglose Bauten in dichtem städtischen Kontext direkt gegenüber. Dieses wilde Nebeneinander macht Laune auf Unordnung. Was würde passieren, wenn ich den ganzen Tag auf unser Innenministerium in Berlin schauen würde?

Last but not least:
Sie gehören zu den erfolgreichsten Spezialisten für Schulbauten, haben eben wieder einen Wettbewerb gewonnen, das große Gymnasium an der
Erich-Kästner-Straße in Berlin. Inwieweit wird aus Ihrer Sicht bei der Ausschreibung von Schulbauwettbewerben jenseits des reinen Zwecks zeitgemäßes Lernen überhaupt berücksichtigt? Was könnte man bei Schulbauwettbewerben grundsätzlich verbessern?
Als ich 2005 auf der Grundlage unserer Forschungsarbeit „Offenes Klassenzimmer“ für mich die Kriterien für einen, wie Sie sagen, zeitgemäßen Schulbau neu definiert habe, waren fast alle Ausschreibungen im Schulbau nach Standardraumprogramm typologisch altbacken. Heute sieht das ganz anders aus. Ich kenne keine Wettbewerbsauslobung, die nicht versucht, neue Wege im Schulbau mit einfließen zu lassen. Die Formulierung der Zielsetzung eines anspruchsvollen Schulbauwettbewerbs erfolgt im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen Pädagogik und Architektur. Wichtig ist hierbei auch die Einbindung der späteren Nutzer. Stehen diese noch nicht fest, kann man alternativ Paten benennen, die diese Aufgabe übernehmen. Wir haben im Büro seit Jahren den Bereich der Schulbauberatung etabliert, der genau diese Grundlagen im Vorfeld von Ausschreibungen mit allen Beteiligten in der Partizipation erarbeitet. Alle Verfahren die diesen Schritt gegangen sind, zeigen im Ergebnis Schulbauten, die vom Inneren gedacht sind und der Pädagogik den gewünschten Raum geben. Die Tücken liegen meist in den weiteren Planungsprozessen und in dem Fehlen eines übergeordneten Qualitätssteuerers, der die inhaltlichen Fragen im Auge behält und gegenüber Termindruck, Kostendiskussionen und Ignoranz verteidigt. Und zu guter Letzt ist die Qualität eines Schulbauwettbewerbs abhängig von der Zusammensetzung des Preisgerichts. Nur wenn Schule als Typologie auf Qualität geprüft und dementsprechend bewertet wird, kann man ein gutes Ergebnis erreichen.

Prof. Frank Hausmann | © Carl Brunn

Prof. Dipl.-Ing. Frank Hausmann (*1964)
Architekturstudium an der RWTH Aachen
1993-1996 Mitarbeit bei Jaspert & Steffens Architekten in Köln
1996 Gründungspartner des Büros Hausmann Müller Architekten, Köln
seit 2004 Professor an der FH Aachen am Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudelehre
2004 Bürogründung Hausmann Architekten, Aachen
seit 2008 geschäftsführender Gesellschafter der Hausmann Architekten GmbH
seit 2018 Eröffnung eines weiteren Büro-Standorts in Köln

Das Forschungsprojekt „Das offene Klassenzimmer – Eine Neubetrachtung von Lernraum” war Grundlage für die inhaltliche Neuausrichtung des Büros mit dem Schwerpunkt Bildungsbau.

Außerdem:
Tätigkeit als Preisrichter
seit 2005 Referent für Architektenkammern, Ministerien, den BDA und freie Träger zum Thema Bildungsbau
2006 Berufung in den BDA Aachen
2010-2015 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Aachen

www.hausmannarchitekten.de